Samstag, 23. Mai 2015

Nachlese

Starke Szene in einem Film, bei dem ich vorgestern zufällig in eine Sofakuhle gerutscht und liegen geblieben bin: "Wer wenn nicht wir", ein 2011er Film von Andres Veiel.
(Von mir nur aus der Erinnerung zitiert oder sinngemäß wiedergeben):
Bernward Vesper (engagierter linker Verleger und Verlobter von Gudrun Ensslin) trifft Anfang der 70er Jahre in London auf Stokely Carmichael, der damals ein führendes Mitglied der Black Panther-Bewegung war.
B. Vesper ist vollauf begeistert von der kämpferischen Rede des US-Aktivisten (und hält sich selbstredend für einen natürlichen Verbündeten der schwarzen Bürgerrechtler):
"Hey, ich bin aus Deutschland. Wir möchten euren Kampf unterstützen. Lass uns doch deine Reden übersetzen und auf deutsch verbreiten."
Carmichael daraufhin trocken:
"Du willst uns unterstützen? Ich sag Dir, was Du für uns tun kannst: Fahr nach Hause, bring Deine Eltern um, und häng Dich auf."
...


Dem radikalen Schwarzen mit seinem kompromisslosen "Schwarzweiß"-Feindbild gingen die besonderen deutschen Befindlichkeiten am Allerwertesten vorbei. Der deutsche Linke war in den Augen des radikalen Schwarzen nur ein "Weißbrot", bestenfalls ein nützlicher Idiot, aber kein Partner.
Der deutsche Linke hingegen sah sich als Verbündeter der radikalen Black Panther, die seiner Meinung nach "denselben Kampf" (gegen den aufkommenden Faschismus) wie sie kämpfen würden.


Neben ideologischen Dogmen prallten auch unterschiedliche Kulturen aufeinander, was man nie unterschätzen sollte.
Seltsamerweise sind heute andere, religiös begründete Einflüsse so stark und wirkmächtig, dass unter Linken echte Religionskritik im marxistischen Sinne offenbar kein Thema mehr ist bzw. verschämt abgewinkt wird, sobald sie sich sich gegen den Islam richtet. Hängt man da etwa der Ansicht an, streng muslimisch geprägte Volksgruppen würden natürliche Verbündete der Linken bilden und sich dem Kampf für (mehr) soziale Gerechtigkeit, gegen Kapitalismus
etc. anschließen? Das ist doch irrig. Kann nicht glauben, dass dies jemand denkt. 
Christentum ist lediglich harmlose Folklore, Islam ist knallharte Ideologie mit weltlichem Machtanspruch. Woher also diese Scheu? Oder verspricht man sich da Wählerstimmen, so wie es die SPD auch zugibt? Mehr islamische Zuwanderer, mehr Kunden für das eigene Klientel? Ist das die Motivation? Ist pragmatisch, aber gäbe es da irgendeine schlüssige theoretische Fundierung, (die ich nicht kenne)? Würde mich wundern.

Na ja, mir kamen diese Parallelen in den Sinn; war ein guter Film, fand ich ... Alles, was zum Denken anregt, hat seinen Sinn und seine Berechtigung.

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